Hidden Championnes – Frauen Portraits


Eine fortlaufende Serie von Portraits von Frauen, um deren Errungenschaften zu würdigen und ihre Bekanntheit zu vergrößern.

Hidden Championnes – Frauen Portraits


Eine fortlaufende Serie von Portraits von Frauen, um deren Errungenschaften zu würdigen und ihre Bekanntheit zu vergrößern.

Bei der Komponistin Barbara Strozzi musste ich feststellen, dass das einzige Portrait, das von ihr überliefert ist (oder je gemalt wurde), sie mit heraushängender Brust darstellt. Das hat mir sowas von den Schalter rausgehauen.

– Roxana Panetta 

Über die Jahrhunderte gibt es immer wieder Anläufe besondere Frauen zurück ins kollektive Gedächtnis zu holen. Auch deshalb kennen wir heute noch Frauen, deren Schaffen sonst wohl schon in Vergessenheit geraten wäre. Und wer weiß, wie viele Frauen genau dieses Schicksal dennoch ereilt hat? 

Mit der Portraitserie will Roxana Panetta die Frauen so zeigen, wie sie zu Lebzeiten repräsentativ portraitiert worden wären. Je weiter zurück in der Geschichte, umso mehr waltet die Vorstellungskraft, um das Portrait zu erschaffen. Bei diesen "alten" Portraits greift die Künstlerin auf Kunststile der Zeit zurück, in der die Frau wirkte. Auf den ersten Blick soll zu erkennen sein, dass dies eine historische Person ist. 

Für Frauen, die im 20. Jahrhundert wirkten, ist parallel eine zweite stilistische Linie entstanden, bei der Tusche die Sichtbarkeit des Portraits stark beeinflusst und mitunter einschränkt – so wie der Schleier der Vergessenheit sich über diese Frauen legt.

 


 

Zustandsbeschreibung 
(Christine de Pizan)

* 1364 in Venedig, † 1430 in Poissy

Schriftstellerin, Philosophin. Zu Lebzeiten erfolgreich und noch die folgenden 150 Jahre viel in ganz Europa gelesen.

Jung verwitwet mit drei Kindern musste Christine de Pizan den Hausstand mit allen Verpflichtungen von ihrem verstorbenen Mann übernehmen. Über Jahre setzt sie sich in einem Rechtsstreit gegen falsche Forderungen zu Wehr, den sie schließlich gewinnt. Man vermutet, dass sie sich anfänglich als Kopistin (Schreibwerkstatt für weltliche Texte) betätigt, dann selbst Lyrik verfasst. Später schreibt sie vor allem Abhandlungen zur Geschichte, Biographien, eine viel diskutierte Gegenposition zu einem damals populären, frauenverachtenden Roman („Roman de la Rose“, Jean de Meung, Guillaume de Lorris) und auch eigene Literatur. Ihr bekanntestes Werk "Die Stadt der Frauen" (1405) spiegelt ihre Sichtweise zur weiblichen Realität und wurde damals – in diverse Sprache übersetzt – in ganz Europa gelesen. 

40 x 120 cm 
Öl auf Pappel mit Echtvergoldungen (23,25 ct)

(Werk steht noch nicht zum Verkauf. Bei Interesse auf die Interessentenliste gesetzt zu werden, einfach eine Email schreiben)

Zustandsbeschreibung
(Selbstportrait)

Was macht ein Selbstportrait in dieser Serie? 

Die Künstlerin nimmt dieses erste Selbstportrait von sich, entstanden im Frühjahr 2023, als Ausgangspunkt das Portrait von Christine de Pizan zu konzipieren. Von der mittelalterlichen Autorin sind ebenfalls viele Selbstportraits überliefert: in Form von Miniaturen in den Manuskripten (also ihre Bücher, da es um 1400 noch keinen Buchdruck gab). Die Miniaturen zeigen Christine de Pizan stets in der Witwentracht mit dem weißen Hennin (die Kopfbedeckung mit den zwei Hörnern und dem darüberliegenden Tuch), dem blauen Überkleid mit dem weißen Kragenteil und einem Unterkleid (meist braun, wie hier dargestellt, manchmal auch blau). Der Hintergrund des Pizan Portraits ist vergoldet, wie dies in der späten Gotik üblich war. Die Bildaufteilung ist modern interpretiert, die realistisch erfassten Gesichtszüge waren durchaus schon bei Jan van Eyck (um 1430) üblich.

40 x 120 cm
Öl auf Leinwand


(Werk steht noch nicht zum Verkauf. Bei Interesse auf die Interessentenliste gesetzt zu werden, einfach eine Email schreiben)

Zustandsbeschreibung
(Christine de Pizan)

* 1364 in Venedig, † 1430 in Poissy
Schriftstellerin, Philosophin. Zu Lebzeiten erfolgreich und noch die folgenden 150 Jahre viel gelesen. 
Jung verwitwet mit drei Kindern musste Christine de Pizan den Hausstand mit allen Verpflichtungen von ihrem verstorbenen Mann übernehmen. Über Jahre setzt sie sich in einem Rechtsstreit gegen falsche Forderungen zu Wehr, den sie schließlich gewinnt. Man vermutet, dass sie anfänglich als Kopistin (Schreibwerkstatt für weltliche Texte) betätigt, dann selbst Lyrik verfasst. Später schreibt sie vor allem Abhandlungen zur Geschichte, Biographien, eine vieldiskutierte Gegenposition zu einem damals populären, frauenverachtenden Roman („Roman de la Rose“, Jean de Meung, Guillaume de Lorris) und auch eigene Literatur. Ihr bekanntestes Werk "Die Stadt der Frauen" (1405) spiegelt ihre Sichtweise zur weiblichen Realität und wurde damals – in diverse Sprache übersetzt – in ganz Europa gelesen.  

40 x 120 cm  Öl auf Pappel mit Echtvergoldungen (23,25 ct)
(Werk steht noch nicht zum Verkauf, bei Interesse auf die Interessentenliste gesetzt zu werden, einfach eine Email schreiben)

Zustandsbeschreibung (Selbstportrait) 

Was macht ein Selbstportrait in dieser Serie?

Die Künstlerin nimmt dieses erste Selbstportrait von sich, entstanden im Frühjahr 2023, als Ausgangspunkt das Portrait von Christine de Pizan zu konzipieren. Von der mittelalterlichen Autorin sind ebenfalls viele Selbstportraits überliefert: in Form von Miniaturen in den Manuskripten (also ihre Bücher, da es um 1400 noch lange keinen Buchdruck gab). 

Die Miniaturen zeigen Christine de Pizan stets in der Witwentracht mit dem weißen Hennin (die Kopfbedeckung mit den zwei Hörnern und dem darüberliegenden Tuch), dem blauen Überkleid mit dem weißen Kragenteil und einem Unterkleid (meist braun, wie hier dargestellt, manchmal auch blau). Der Hintergrund des Pizan Portraits ist vergoldet, wie dies in der späten Gotik üblich war. Die Bildaufteilung ist modern interpretiert, die realistisch erfassten Gesichtszüge waren durchaus schon bei Jan van Eyck (um 1430) üblich. 


40 x 120 cm Öl auf Leinwand

(Werk steht noch nicht zum Verkauf, bei Interesse auf die Interessentenliste gesetzt zu werden, einfach eine Email schreiben)

 


 

Trota de Salerno

Trota de Salerno (~1090-1160) war Medizinerin im Süden Italiens, in Salerno, wo zu dieser Zeit intensiv medizinisches Wissen gelehrt und praktiziert wurde. Trota de Salerno fasste das Wissen um den weiblichen Körper sowie die Behandlung von weiblichen Leiden in einer Schriftsammlung zusammen. Über Jahrhunderte wurde unter Hinzufügung weiterer Teile, die nicht von ihr stammen, das Standardwerk zur Gynäkologie, die "Trotula". Zwischenzeitlich wurde sie bei einer Abschrift als Mann ("Trotulus") und später von einem Geschichtsschreiber als Hebamme (statt Ärztin) „deklariert“.


Weder Mann noch Hebamme (2023)
18 x 24 cm
Öl und Tusche auf Leinwand

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Barbara Strozzi

Barbara Strozzi (1619-1677) war eine venezianische Komponistin. Ihr Werk umfasst 8 Bände, über 125 Einzelwerke von Vokalmusik mit bis zu 5 Stimmen. Sie schrieb die größte Zahl von Kantaten, die im 17. Jahrhundert von einer Person komponiert wurden – und bis heute noch gern gesungen werden. Sie komponierte 20 Jahre lang (1644-1664). Nie verheiratet, 3 Kinder, kaufmännisch sehr begabt – so zeigt sich das Bild ihres Lebens in der neueren Forschung.


La Strozzi, korrigiert (2023)
70 x 70 cm
Öl auf Leinwand, mit Rahmen

(Werk steht noch nicht zum Verkauf. Bei Interesse auf die Interessentenliste gesetzt zu werden, einfach eine Email schreiben)

Die historische Portraitvorlage

Zu ihren Lebzeiten malte Bernardo Strozzi (Florentiner Maler, nicht verwandt) erst Barbara Strozzis Vater Giulio (um 1635), darauf sie (um 1640) in Gestalt der Göttin "Flora", eine damals gängige Art Prostituierte darzustellen. Ihre großen Brüste werden auch in Briefen erwähnt. 

Nach dieser Vorlage hat die Künstlerin ein „korrigiertes“ Portrait gemalt, das Barbara Strozzis späterer Karriere als Komponistin mehr entsprechen soll. Den runden Ausschnitt hat sie passend zum Portrait des Vaters übernommen.

Barbaras Original-Portrait von 1640 befindet sich in der Staatlichen Sammlung in Dresden.




Barbara Strozzi

Barbara Strozzi (1619-1677) war eine venezianische Komponistin. Ihr Werk umfasst 8 Bände, über 125 Einzelwerke von Vokalmusik mit bis zu 5 Stimmen. Sie schrieb die größte Zahl von Kantaten, die im 17. Jahrhundert von einer Person komponiert wurden – und bis heute noch gern gesungen werden. Sie komponierte 20 Jahre lang (1644-1664). Nie verheiratet, 3 Kinder, kaufmännisch sehr begabt – so zeigt sich das Bild ihres Lebens in der neueren Forschung.


La Strozzi, korrigiert (2023)
70 x 70 cm
Öl auf Leinwand, mit Rahmen

(Werk steht noch nicht zum Verkauf. Bei Interesse auf die Interessentenliste gesetzt zu werden, einfach eine Email schreiben)

Die historische Portraitvorlage  

Zu ihren Lebzeiten malte Bernardo Strozzi (Florentiner Maler, nicht verwandt) erst Barbara Strozzis Vater Giulio (um 1635), darauf sie (um 1640) in Gestalt der Göttin "Flora", eine damals gängige Art Prostituierte darzustellen. Ihre großen Brüste werden auch in Briefen erwähnt.  

Nach dieser Vorlage hat die Künstlerin ein „korrigiertes“ Portrait gemalt, das Barbara Strozzis späterer Karriere als Komponistin mehr entsprechen soll. Den runden Ausschnitt hat sie passend zum Portrait des Vaters übernommen. Barbaras Original-Portrait von 1640 befindet sich in der Staatlichen Sammlung in Dresden.

Die historische Portraitvorlage  

Zu ihren Lebzeiten malte Bernardo Strozzi (Florentiner Maler, nicht verwandt) erst Barbara Strozzis Vater Giulio (um 1635), darauf sie (um 1640) in Gestalt der Göttin "Flora", eine damals gängige Art Prostituierte darzustellen. Ihre großen Brüste werden auch in Briefen erwähnt.  

Nach dieser Vorlage hat die Künstlerin ein „korrigiertes“ Portrait gemalt, das Barbara Strozzis späterer Karriere als Komponistin mehr entsprechen soll. Den runden Ausschnitt hat sie passend zum Portrait des Vaters übernommen. Barbaras Original-Portrait von 1640 befindet sich in der Staatlichen Sammlung in Dresden.




Flora Tristan

Flora Tristan (1803-1844) war eine peruanisch-französische Aktivistin, Sozialistin, Autorin. Sie reiste durch Europa und kritisierte die Zustände in den Fabriken, die schlechten Arbeitsbedingungen für die Arbeiter:innen. 

Auf der 2. Auflage ihres Werks „Die Arbeiterunion“ (1843) stehen die Worte:
„Ouvriers, unissez vous – l‘UNION fait la force.“
Arbeiter, vereinigt euch. ZUSAMMENHALT ist Macht.

1848 veröffentlichte Karl Marx „Das kommunistische Manifest“ beim gleichen Verleger. Durch diesen waren Tristan und Marx einander bekannt. Sein Wahlspruch "Proletarier aller Länder vereinigt Euch" ist so nah an Tristans Ausspruch, dass es verwundert, dass wir sie als Mutter der Arbeiterbewegungen heute nicht (mehr) kennen.


Flora vor Karl (2023)
30 x 40 cm
Öl auf Leinwand

(Werk steht noch nicht zum Verkauf. Bei Interesse auf die Interessentenliste gesetzt zu werden, einfach eine Email schreiben)




Inge Lehmann

Inge Lehmann (1888-1993), dänische Geophysikerin und erste Seismologin. Sie beobachtete 1929 abweichende Wellen nach einem großen Erdbeben in Neuseeland und bewies 1936, dass die Erde einer harten Kern haben muss, der die Wellen abgelenkt hat. Inge Lehmann hat zeitlebens geforscht und publiziert, zuletzt 1987. In einem Interview stellte sie einmal nüchtern fest: „Sie müssen wissen, mit wie vielen inkompetenten Männern ich vergebens im Wettbewerb stand.“


Es begann mit einem Erdbeben (2023)
18 x 24 cm
Öl + Tusche auf Leinwand

(verkauft)

Inge Lehmann 

Inge Lehmann (1888-1993), dänische Geophysikerin und erste Seismologin. Sie beobachtete 1929 abweichende Wellen nach einem großen Erdbeben in Neuseeland und bewies 1936, dass die Erde einer harten Kern haben muss, der die Wellen abgelenkt hat. Inge Lehmann hat zeitlebens geforscht und publiziert, zuletzt 1987. In einem Interview stellte sie einmal nüchtern fest: „Sie müssen wissen, mit wie vielen inkompetenten Männern ich vergebens im Wettbewerb stand.“ 

Es begann mit einem Erdbeben (2023)
18 x 24 cm
Öl + Tusche auf Leinwand 

(verkauft)




Henrietta Vansittart-Lowe

Henrietta Vansittart (geb. Lowe, 1840-1883) war eine britische Ingenieurin. Sie entwickelte den Propellerentwurf ihres Vaters zur Patentreife weiter – ohne formalen Schul- oder Universitätsbesuch. Ihr effizienteres Propellermodell erhielt zahlreiche Preise und verhalf den Reedern zu Kostenersparnissen.

Von Henrietta Vansittart-Lowe gibt es nur ein Portrait, das eindeutig sie darstellt: In einem Zeitungsartikel über ihre Erfindung ist sie neben einem Miniaturmodell abgebildet. Natürlich ist diese Darstellung schwarzweiß. Die farbige Darstellung ist eine freie künstlerische Interpretation. 

Propellerhead (2023)
30 x 40 cm
Öl und Tusche auf Leinwand

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Margaret Crane

Margaret Crane, *1941, US-amerikanische Grafikdesignerin und Erfinderin des Schwangerschaftstests für Zuhause. Sie erkannte das Potenzial eines neuen Diagnosetests ihres Arbeitgebers und erfindet den Prototyp für die Anwendung zu Hause, d.h. ohne das Beisein eines Arztes - für die damalige Zeit ein undenkbares Novum. Ihr Arbeitgeber lehnte das Konzept demnach komplett ab, meldet es trotzdem zum Patent an. 1969 in den USA dann auch patentiert. Es dauert bis 1977, bis Cranes Erfindung unter dem Namen "Predictor" (Vorhersager) in den USA vermarktet wird. Ihr Arbeitgeber hatte die Nutzung der Patente verschiedenen Herstellern kostenfrei angeboten und nötigt Margaret Crane später auch noch, die Rechte an den Patenten für 1 US Dollar abzutreten. Sie sieht keinen Cent für ihre Erfindung, die Frauen in der ganzen Welt unabhängig und sicher eine Schwangerschaft feststellen lässt.


No Pink (2023)
20 x 20 cm
Öl + Tusche auf Leinwand

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Margaret Crane 

Margaret Crane, *1941, US-amerikanische Grafikdesignerin und Erfinderin des Schwangerschaftstests für Zuhause. Sie erkannte das Potenzial eines neuen Diagnosetests ihres Arbeitgebers und erfindet den Prototyp für die Anwendung zu Hause, d.h. ohne das Beisein eines Arztes - für die damalige Zeit ein undenkbares Novum. Ihr Arbeitgeber lehnte das Konzept demnach komplett ab, meldet es trotzdem zum Patent an. 1969 in den USA dann auch patentiert. 

Es dauert bis 1977, bis Cranes Erfindung unter dem Namen "Predictor" (Vorhersager) in den USA vermarktet wird. Ihr Arbeitgeber hatte die Nutzung der Patente verschiedenen Herstellern kostenfrei angeboten und nötigt Margaret Crane später auch noch, die Rechte an den Patenten für 1 US Dollar abzutreten. Sie sieht keinen Cent für ihre Erfindung, die Frauen in der ganzen Welt unabhängig und sicher eine Schwangerschaft feststellen lässt. 

No Pink (2023)
20 x 20 cm
Öl + Tusche auf Leinwand 

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Über die Künstlerin

Roxana Panetta widmet sich mit diesen Portraits zum ersten Mal einer Werkserie. Davor hat die Autodidaktin vor allem zeichnerische Arbeiten in Tusche vorgestellt …

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Interview mit der Künstlerin

Fragen zur Portrait-Serie übersehener Frauen "Hidden Championnes"

Woher kam die Idee für dieses Projekt?

Es gab einen konkreten Moment der Entrüstung, der das ausgelöst hat. Ich habe mich 2023 das erste Mal intensiv mit Portraitmalerei beschäftigt. In dieser Zeit habe ich im Klassik-Podcast "Klassik drastisch" mit Devid Striesow und Axel Ranisch von einer Komponistin namens Barbara Strozzi gehört. Ihre Musik und ihre Geschichte haben mich so fasziniert, dass ich mehr wissen wollte und im Internet gesucht habe und dann feststellen musste: Das einzige Portrait, das von ihr überliefert ist (oder überhaupt je gemalt wurde), stellt sie mit heraushängender Brust dar. Das hat mir echt den Schalter rausgehauen – das konnte ich nicht auf mir (stellvertretend für Frau Strozzi) sitzen lassen!

Warum gleich eine ganze Portrait-Serie über Frauen?

Junge Frauen brauchen Vorbilder. Diese Portraits machen große Frauen sichtbarer und inspirieren, wenn wir uns mit ihnen befassen. Ich wünsche mir mehr Sichtbarkeit für diese Lebensgeschichten, für diese Frauen, die so viel gewagt haben.

Die Wiederentdeckung großartiger Frauen in Wissenschaft, Kunst, Wirtschaft und Politik erfährt in jüngerer Zeit große Popularität. Es gibt Kinderbücher mit Kurzbiographien dieser Frauen. Es gibt Fernsehserien (Cherchez la femme, ARTE). Es gibt jede Menge aktuelle Literatur zum Thema (z.B. Vera Weidenbach: Die unerzählte Geschichte) … und das nicht erst in unserer Zeit! Schon im ausgehenden Mittelalter wurden die Biographien und Errungenschaften von Frauen zum Thema von Büchern, wie Boccaccios "Von den berühmten Frauen" (De claris mulieribus, ca. 1360), was kurz darauf von Christine de Pizan aufgegriffen wird (in: Die Stadt der Frauen, um 1405) und später wieder von Louise-Félicité de Kéralio (18. Jhd) … die Liste lässt sich bis in die Gegenwart fortsetzen. Wie viele Namen ich davon noch nie gehört habe, hat mich stutzig und neugierig zugleich gemacht.

Wurden Frauen nicht ausreichend portraitiert? Alle großen Künstler haben Frauen gemalt.

Das ist richtig: Frauen wurden und werden viel gemalt. Als Objekte des männlichen Blicks, als Dienstleisterinnen zur gedanklichen Befriedigung körperlicher Begierden, als Musen, als Repräsentantinnen. 

Ich möchte Frauen malen, deren Leistung und Beitrag zur Geschichte der Zivilisation ich auf diese Weise würdigen kann – und zu denen ich kein Portrait kenne oder keines gefunden habe. Es gibt sehr viele Frauen, die wir schlichtweg nicht kennen, weil ihre Gesichter verschwunden sind. 

Wie stößt Du auf interessante Frauen?

Anfangs zufällig. Inzwischen suche ich gezielt.

Mir geht es nicht anders als den meisten Menschen: Ich kenne, was mir im Leben begegnet. Sei es im Fernsehen oder Radio, in Museen, vielleicht zufällig in einem Roman, der historische Figuren enthält, in einem Gespräch, vielleicht noch aus dem Schulunterricht. Es ist also in den allermeisten Fällen eine zufällige Begegnung. Die Frauen, die ich nun vorstelle, habe ich mir durch Lektüre einschlägiger Fachliteratur erarbeitet. Inzwischen kenne ich auch eine Reihe von Podcasts und Blogs, die sich intensiv mit diesem Thema befassen. 

Welche Frauen willst Du noch malen?

Viele! Die nächsten Frauen sind schon in der Vorbereitung, unter anderem die Mathematikerin Emmy Noether, ohne die Einstein die Relativitätstheorie mathematisch nicht hätte abschließend beweisen können, und die Physikerin Emilie du Châtelet, die - wenn überhaupt - nur als Geliebte Voltaires im Gedächtnis geblieben ist. 

Meine Liste ist inzwischen sehr lang. Und meine Neugier wächst mit jeder Vita, in die ich mich hineinlese, um die Frau kennenzulernen. Diese Serie wird mich sicherlich noch einige Jahre beschäftigen.

Wie lange dauert die Recherche?

Unterschiedlich. Bei manchen Frauen habe ich schnell ein Gefühl für die Situation, eine Idee für ein Portrait ergibt sich direkt. Bei anderen habe ich ein starkes Bedürfnis, mich genauer mit dem auseinanderzusetzen, was die Frau geschaffen hat. 

Um es mit Zahlen auszudrücken: von einem halben Tag bis über mehrere Wochen habe ich schon recherchiert. Ein Teil davon ist auch meiner Neugier geschuldet, nicht alles, was ich recherchiere, brauche ich zwingend für die künstlerische Auseinandersetzung.

Warum malst Du keine Frauen aus der aktuellen Ära?

Du meinst wohl "noch nicht" *zwinker* 

Lebende Frauen möchte ich gern persönlich kennenlernen und dann erst malen, nicht von Bildvorlagen, wie ich es bisher mache. Wer weiß, wann ich an diesen Punkt komme. Ich freue mich jedenfalls jetzt schon darauf!

Warum portraitierst Du keine Männer?

Spontan würde ich sagen: Weil sie hinlänglich bekannt sind. Aber es ist dennoch eine spannende Frage. Wer weiß, was die Arbeit an den Frauenbiographien künstlerisch mit mir und meinem Ausdruck macht. In der Zukunft kann es durchaus sein, dass ich auch übersehene oder falsch gesehene Männer portraitiere. Ausschließen will ich es nicht.

Welche  Frauen schaffen es nicht auf Deine Leinwand?

Bisher hatte ich nur einmal den Fall, dass ich eine Vita äußerst interessant fand, dann in der näheren Auseinandersetzung den Eindruck von einer engstirnigen Person bekam. Diese Frau beschäftigt mich noch, insofern als sie mich vielleicht auf meinen eigenen Bias, meine eigene Voreingenommenheit, aufmerksam macht. 

Was reizt Dich an klassischen Maltechniken? Warum machst Du diese Werke nicht digital und mit Hilfe von KI?

Uh. Das ist keine leicht zu beantwortende Frage. 

Wenn ich genauer darüber nachdenke, ahne ich, dass generative KI-Modelle, trainiert auf historischen Bilddaten der (europäischen) Kunstgeschichte, am Ende nur wieder heraushängende Brüste reproduzieren würden. 

Warum Öl und Leinwand statt digital, das ist ein berechtigter Aspekt dieser Frage.

Einerseits glaube ich noch, ganz wie Walter Benjamin mit Aufkommen von Massendruckverfahren feststellte, an die Aura eines gemalten Kunstwerks, das aufgrund seiner Beschaffenheit, seiner Imperfektion einmalig und nicht kopierbar ist. Digitale Bilder erreichen mich nicht in der gleichen Intensität. In einem digitalen Umfeld, wie in der VR-Situation, mag das anders sein. Damit beschäftige ich mich bereits, aber noch nicht produktiv, wenn man so will. Andererseits war es mir bei der Serie wichtig, die kunsthistorischen Lücken oder "Fehldarstellungen" (wie bei Barbara Strozzi) zu füllen bzw. zu korrigieren – einen "echten" historischen Eindruck zu erwecken. Ich stelle mir vor, wie anders die Säle ehrwürdiger Kunstmuseen wie die National Portrait Gallery in London, der Madrider Prado oder des Städelmuseums in Frankfurt wirken würden, wären dort mehr Frauen zu sehen, die sich selbst und ihr Anliegen repräsentieren. Eine selbstbewusste Barbara Strozzi zwischen Portraitgemälden des 17. Jahrhunderts von Klerikern, Adligen und anderen: Es würde auffallen und wir würden uns gewahr werden, dass es schon immer Frauen gab, die sich entgegen gesellschaftlicher Konventionen für eine Sache entschieden und eingesetzt haben. In diesen Räumen muss es also Öl und Leinwand sein. In anderen Raumsituationen kann ich mir den Einsatz digitaler Mittel durchaus vorstellen.

Wie sehr identifizierst Du Dich mit Deinem jeweiligen Motiv? 

Vermutlich nicht mehr oder weniger als eine Schauspielerin, die sich in eine Rolle einarbeitet: Ich tauche in die Welt der Frau ein, versuche nachzuempfinden, was in ihrer Situation eine Rolle gespielt hat. In dieser Phase bin ich der Frau ganz nah, um sie zu verstehen.